Die menschliche Gesundheit, Entwicklung und Wirtschaft müssen sicher vor Verletzungen, Tötungen und Schäden sein, wie sie durch bewaffnete Konflikte hervorgerufen werden.
Betroffene Menschen und Lebensgrundlagen: Bewaffnete Konflikte haben viele Opfer – Kombattanten und Zivilisten, direkte oder indirekte. Bewaffnete Konflikte sind, mit oder ohne gezielte Absicht, eine Ursache für Hunger und Armut. In manchen bewaffneten Konflikten oder Fällen von Völkermord wird Hunger sogar als Waffe eingesetzt.
Seit der Aufrüstung mit Massenvernichtungswaffen sind wir mit der Gefahr einer von Menschenhand herbeigeführten Vernichtung der Menschheit konfrontiert. Die Herstellung und Lagerung von ABC (atomare, biologische und chemische)-Waffen sowie Atomwaffen-Frühwarnsysteme stellen ähnliche Risiken wie Kernkraftanlagen und großchemische Anlagen dar, allerdings variiert die Eintrittswahrscheinlichkeit des Schadens. (WBGU [Wissenschaftlicher Beirat Globale Umweltveränderungen der Bundesregierung] 1998: 75f. [und folgende]) Eine durch Irrtum oder einen Fehler gestartete Atomrakete könnte Millionen töten.
Todesfälle:
- 172-310 000 Menschen wurden in letzter Zeit pro Jahr durch Gewaltanwendung in bewaffneten Konflikten getötet (ohne die mit bewaffneten Konflikten verbundenen Hungersnöte und Krankheiten etc. (und so weiter); WHO [Weltgesundheitsorganisation] 2008a, 58, 2004, 124 und 2002, 80). Berücksichtigt man ausschließlich Kriege, oder bewaffnete Konflikte mit mind. (mindestens) einem staatlichen Beteiligten, waren es 20 300 bis 99 100 (UCDP [Uppsala Conflict Data Program] 2006).
- Die auf Hiroshima und Nagasaki abgeworfenen Atombomben haben 90 000-140 000 bzw. (beziehungsweise) 60 000-80 000 Menschen innerhalb von 2-4 Monaten nach der Explosion getötet (RERF [Radiation Effects Research Foundation]); innerhalb von 5 Jahren waren es 200 000 bzw. etwa 140 000 Todesfälle (DOE [United States Department of Energy]).
- Im gesamten 20. Jahrhundert gab es etwa 191 Mio. (Millionen) Todesopfer von Krieg, Terrorismus, Völkermord, Folter und organisiertem Verbrechen (pro Jahr durchschnittlich 1,91 Mio.) – davon waren 60 % Zivilisten (WHO 2002a, 21, 5). Konfliktbedingte Hungersnöte haben im 20. Jahrhundert 40 Mio. Menschenleben gekostet (WHO 2002a, 22).
Die langfristige Zahlenangabe zu Todesopfern im 20. Jahrhundert spiegelt das langfristige Kriegsrisiko wider.
Verlust an gesunden Lebensjahren: 7,38 Mio. gesunde Lebensjahre (DALYs [Disability-adjusted life years]), aufgrund von Gewaltanwendung in bewaffneten Konflikten 2004 (WHO 2008a, 64).
Ziele: Alle Mitglieder der UN (Vereinte Nationen) haben dem Vorrang friedlicher Konfliktlösung zugestimmt. Die Anwendung von Gewalt erfordert die Erlaubnis ausschließlich des UN-Sicherheitsrates, mit Ausnahme der Selbstverteidigung gegen einen bewaffneten Angriff. (UN-Charta: UN 1945, Art. [Artikel] 2, 33, 24, 39, 42 und 51.) Die UN (Vereinte Nationen) haben bereits 1946 die Abrüstung von Massenvernichtungswaffen gefordert. Das Genfer Giftgasprotokoll von 1925 hat den Einsatz chemischer und biologischer Waffen verboten. Das Verbot dieser Waffen kam 1972 mit dem Übereinkommen über das Verbot biologischer Waffen und 1997 mit dem Übereinkommen über das Verbot chemischer Waffen hinzu. Durch den Atomwaffensperrvertrag von 1968 wird die Weiterverbreitung von Nuklearwaffen oder entsprechender Technologie den heute 190 Vertragsparteien untersagt. Er schließt ebenso die Übereinkunft ein, Verhandlungen über einen Vertrag zur allgemeinen und vollständigen
nuklearen Abrüstung zu führen (NPT [Vertrag über die Nichtverbreitung von Kernwaffen], Art. [Artikel] I [römisch 1], II und VI; eig. Üb. [eigene Übersetzung)) Im INF-Vertrag (Washingtoner Vertrag über nukleare Mittelstreckensysteme) von 1987, in START I (Vertrag zur Verringerung der Strategischen Nuklearwaffen I) von 1991 und SORT (Vertrag zur Reduzierung Strategischer Offensivwaffen) von 2002 haben die USA [Vereinigte Staaten von Amerika) und die UdSSR [Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken) bzw. Russland ihre Arsenale an Kernwaffen eingeschränkt.
Trend: + Nach einem Höchststand in den frühen 1990ern ist die Anzahl von Kriegen und bewaffneten Konflikten zurückgegangen (AKUF [Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung] 2008; HIIK [Heidelberg Institute for International Conflict Research] 2007, 2 [s. (siehe) high intensity conflicts]; Project Ploughshares 2007; SIPRI [Stockholm International Peace Research Institute] 2008, 5; UCDP 2008). Desgleichen ist die Zahl der Kriegstoten zwischen 1991 und 2005 von 126 000 (122-198 000) auf 21 800 (15 500-31 000) gesunken (ausschließlich Konflikte mit staatlicher Beteiligung, ohne Berücksichtigung von Hungersnöten und Krankheiten im Zusammenhang mit bewaffneten Konflikten, etc.; UCDP 2006).
Maßnahmen: Prävention bewaffneter Konflikte, Unterstützung gewaltfreier Konfliktlösungen, Einhegung bewaffneter Konflikte durch das Völkerrecht, Rüstungskontrolle und Abrüstung. Eine UN-Kommission hat Vorschläge zu den Umsetzungsproblemen der obengenannten Abkommen sowie zu den Gefahren von Massenvernichtungswaffen in den Händen nichtstaatlicher Akteure unterbreitet. Weiterhin haben diese Vorschläge auf die Notwendigkeit von Armutsbekämpfung, Entwicklung und Klimaschutz in einem erweiterten Sicherheitskonzept hingewiesen. (UN 2004.)
Es ist darauf hinzuweisen, dass einige Abkommen zur nuklearen Abrüstung bald auslaufen oder anderweitig in Frage stehen. Es gibt eine Meinungsverschiedenheit zwischen Russland und den USA über ein Raketenabwehrsystem in Europa und einen möglichen Rückzug vom INF-Vertrag. 2009 sollte das auslaufende Abkommen START I verlängert oder erneuert werden. 2010 wird es eine wichtige Überprüfungskonferenz zum Atomwaffensperrvertrag geben. Das SORT-Abkommen läuft 2012 aus.
Anmerkungen
DALYs: Disability-adjusted life years (um Arbeitsunfähigkeit/Behinderung/Beeinträchtigung bereinigte Lebensjahre).
Ein DALY entspricht dem Verlust eines Lebensjahres mit voller Gesundheit. DALYs sind die Summe der durch vorzeitige Sterblichkeit verlorenen Lebensjahre (YLL) und der durch Arbeitsunfähigkeit/Behinderung/Beeinträchtigung (engl. disability) nach Störungen der gesundheitlichen Verfassung verlorenen Lebensjahre (YLD) in der Bevölkerung. (WHO 2004, 95f.)
Quellen
- AKUF 2008 – Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung, Universität Hamburg: Kriege und bewaffnete Konflikte 2008; Ein erster Überblick.
(AKUF-Analysen Nr. 2, Dezember 2008.)
- DOE – U. S. Department of Energy: The Manhattan Project; An Interactive History: The Atomic Bombing of Hiroshima
, and The Atomic Bombing of Nagasaki.
(Kein Veröffentlichungsdatum angegeben; abgerufen 2007.)
- HIIK 2007 – Heidelberg Institute for International Conflict Research at the Department of Political Science, University of Heidelberg: Conflict Barometer 2008; Crises – Wars – Coups d'Etat – Negotiations – Mediations – Peace Settlements.

- NPT – Treaty on the Non-Proliferation of Nuclear Weapons.
(International Atomic Energy Agency: Information Circular. INFCIRC/140, 22. April 1970.)
- Project Ploughshares 2007: The Impact of Peacebuilding: Armed Conflicts in Decline.

- RERF – Radiation Effects Research Foundation: How many persons perished in or survived the atomic bombings?
(Kein Veröffentlichungsdatum angegeben; abgerufen 2007.)
- SIPRI 2008 – Stockholm International Peace Research Institute: SIPRI Yearbook 2008; Armaments, Disarmament and International Security.

- UCDP 2006 – Uppsala Conflict Data Program, Uppsala University: Yearly Total Battle Deaths.
(Dataset version 2.0.) Von Bethany Lacina und Nils Petter Gleditsch.
- UCDP 2008 – Uppsala Conflict Data Program, Uppsala University: Conflicts by intensity 1946-2007.

- UN 1945: Charter of the United Nations.

- UN 2004: A more secure world: Our shared responsibility. Report of the High-level Panel on Threads, Challenges and Change.

- WBGU 1998 – Wissenschaftlicher Beirat Globale Umweltveränderungen der Bundesregierung: Welt im Wandel – Strategien zur Bewältigung globaler Umweltrisiken.

- WHO 2002 – World Health Organization: The World Health Report 2002 – Reducing Risks, Promoting Healthy Life.
- WHO 2002a – World Health Organization: World Report on Violence and Health: Summary.
- WHO 2004 – World Health Organization: WHO Report 2004.

- WHO 2008a – World Health Organization: The Global Burden of Disease; 2004 Update.
(ISBN 978 92 4 156371 0).
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